FOTOS - LAND UND LEUTE // DER VEREIN



Am 22.10.2012 geht es los - seit Langem mal wieder in ein Land, kaum wahrgenommen vom Rest der Welt. Gambia liegt an der Westküste Afrikas, mitten im Senegal - und dort gehts mit ein paar Mitgliedern des Vereins Social Projects for the Gambia e.V. hin.

Freitag, 26. Oktober 2012

Tambakunda


Howdy!

Nachdem ichs gestern nicht wirklich hingekriegt hab, mal ins Internet zu kommen und euch vom Mittwoch zu berichten, tue ich das heute. ;D

Mittwoch war das, was einige aus der Gruppe aus „Afrika pur“ beschrieben haben. Stichworte zu Afrika pur sind also ab jetzt: Autopannen, Hitze, spontan gefundene Liebschaften an der „Autobahn“, die natürlich rein gar nichts damit zu tun haben, dass man aus Europa kommt, tanzende Omas mit Paracetamol in der Hand, Holperstraßen und unglaublich viele Kinder, die versuchen, dir die weiße Farbe von der Haut zu kratzen.
Aber von vorne.

Am Dienstag sind Reinhold, Christian, Günther und Heidi ja schonmal nach Tambakunda zur Schule gefahren, während wir (also der Rest) sich noch ein wenig am Pool gefläzt hat. Abends sind Reinhold und Sabine dann wiedergekommen und Mittwochmittag gings dann auch für uns mit dem gemieteten Bus auf nach Afrika pur.
Punkt eins: Die Hitze. Wenn man fährt und alle Fenster so weit wie möglich offen hat, geht das ja alles, dann klebt zwar der Rücken irgendwie an der Lederlehne hinten fest (was mit Sonnenbrand echt weh tut), aber sonst trocknet der Schweiß irgendwann weg. Aber wenn man stehen bleibt – und das mussten wir am Mittwoch oft, dazu komm ich noch, fühlt man sich wie ein Rührei in der Pfanne, das langsam für die Geier (die es in Gambia zu Hauf gibt) fertig gebraten wird.
Und irgendwann hatte das Auto dann auch keinen wirklichen Bock mehr auf die Hitze und hat beschlossen, dass es einfach mal die Temperatur immer weiter steigen lässt, sodass wir anhalten mussten, in der Hoffnung, dass es sich wieder abkühlt.



Wenn man in Gambia irgendwo im Schatten anhalten will, muss man damit rechnen, dass man die Attraktion des Tages ist – sofort kommen unzählige Kinder angerannt und stellen sich schweigend um dein Auto herum auf, gucken mit großen Augen und wollen die leeren Plastikflaschen haben, die wir so angesammelt hatten. Zum Glück hatte Mama uns vorher gewarnt, den Kulleraugen nicht nachzugeben, denn aus irgendeinem Grund entsteht ein regelrechter Kampf um die leeren Flaschen, sobald man wegguckt. Und ganz ehrlich, das letzte, was Afrika brauchen kann, sind noch mehr eingeschlagene Köpfe wegen ein paar Plastikflaschen.

Irgendwann war Reinhold dann der Meinung, wir könnten weiter. Also eingestiegen, losgefahren und nach 5 Minuten festgestellt, dass das irgendwie nicht besser wird. Also angehalten.
Gleiches Spiel von vorne – Kinder, überall.
Zu meinem Leidwesen kamen dann allerdings auch Leute ü15 abgerannt. Und ab ü15 geht das Alter los, ab dem man jeder Weißen seine unendliche Liebe schwört und dann im Nebensatz fragt, ob man ihn nicht mit nach Deutschland nehmen könnte. Und Schwupsdiwups hatte ich zur Erheiterung aller Umstehenden meinen persönlichen Lover an der Backe, der partout nicht weggehen wollte und sich auch nicht überzeugen ließ, dass ich ihn a) nicht einfach einstecken und mit nach Europa schleifen kann und b), dass mein Freund zu Hause das ohnehin nicht so geil fände.
Aber wie immer hatte das Gesülze auch einen Vorteil – er war sofort bereit, Reinhold einen Kanister Wasser ranzuschleppen, um den Motor abzukühlen. Irgendwie stimmte nämlich was mit dem Kühlerwasser nicht, weshalb sich der Motor auch so aufgeheizt hatte.
Irgendwann war auch das beseitigt – Gott sei Dank, gerade rechtzeitig, da sich so langsam die komplette Dorfjugend um uns geschart hatte, und Anette schon überlegte, ob die sich gleich anfangen, um mich zu kloppen. Also haben wir der alten Dame, die die ganze Zeit nach Geld fragte, noch eine Packung Paracetamol in die Hand gedrückt (die darauf angefangen hat zu tanzen ;D) und sind dann losgedüst.
Danach war es zum Glück nicht mehr ganz so weit bis zur Schule, es lief dann auch alles recht glatt ab, unterwegs haben wir dann auch noch zwei Frauen eingesammelt, die zum Hospital wollten.
Ab da ging es dann auch die unbefestigte Buschstraße lang und man hörte aus den Dörfern, an denen wir ab da vorbeikamen, auch das vertraute „TUBAAAAAAB!“. Das fangen die Kinder jedes Mal wie eine Alarmanlage an zu schreien, wenn sie einen Weißen sehen, woher das Wort kommt gibt’s unterschiedliche Auffassungen.

Ja, und irgendwann lauerte uns dann Christian unterwegs auf, umgeben von ner Menge Kinder, ich nehme mal an größtenteils aus unserer Schule. Die war dann auch nur noch ein paar Meter entfernt, wo uns noch viel mehr Kinder erwarteten.
Sobald wir ausgestiegen sind, ging dann das große Rangeln darum los, wer sich an unsere Hände klammern durfte. Zu Bestzeiten hatten wir wahrscheinlich an die zehn Kinder an uns dran, die alle versuchten, irgendeinen Fetzen Haut von uns umklammern zu können. Als dann die Kameras rausgeholt wurden, stieg die Zahl nochmal, denn von den Kids wollte wirklich jeder mal fotografiert werden und haben hinterher wie wild auf alle Knöpfe an der Kamera gedrückt, bis sie rausgefunden haben, wo man sich die geschossenen Bilder dann ansehen kann. Ich konnte gestern dann im Laufe des Tages noch so einiges an Sand aus den verschiedenen Winkeln der Kamera rauskratzen, aber sie hat es gut überlebt ;D
Jan und Helena haben dann die Schule gezeigt bekommen, während der Rest von uns entweder mitgedackelt ist oder sich mit den Kindern beschäftigt hat.

 




Und so verging dann einige Zeit, bis wir uns entschlossen haben, wieder zurückzufahren. Ursprünglich wollten wir ja übernachten, aber da am Donnerstag keine Schule gewesen wäre (wegen Tobaski), hätte das wenig Sinn gehabt.

Und gestern…ist ganz ehrlich nichts passiert. Da mal wieder alles anders gekommen ist als geplant, hatten wir einen weiteren Pooltag für uns, den wir auch voll genutzt haben.

Und heute ist Tobaski.
Ihr könnt euch wahrscheinlich ausmalen, was ich davon halte, dass im ganzen Land heute hunderte von Schafen geschlachtet werden. Der Grund dazu ist einfach der, dass Abraham irgendwann mal in der Wüste festsaß und nichts mehr zu essen hatte, deswegen seinen Sohn schlachten wollte und Gott ihm stattdessen ein Schaf geschickt hat.
Ganz ehrlich, die meisten von euch wissen wahrscheinlich, was ich von Religionen und solchen vorgeschriebenen Opferungen halte, die zur Folge haben, dass Hunderte von Leben heute auf eine definitiv nicht sanfte und wie man sagt „humane“ Art und Weise ausgelöscht werden. Und von einem Gott, der sagt „Hey, nee, lass deinen Jungen leben und nimm lieber das Schaf hier, das ist nämlich viel weniger Wert als ein Menschenkind und darum kannst du es ohne Bedenken schlachten!“ will ich mal lieber gar nichts sagen. Jedenfalls soll das heute Abend noch fett gefeiert werden und eigentlich soll ich da auch mitkommen. Wird ich höchstwahrscheinlich nicht, ich hab nämlich Besseres zu tun, als den Tod all der Hammeln hier im Land zu zelebrieren…

In dem Sinne wünsch ich euch einen segenreichen Freitag. Geht auf die Straßen und mordet, im heiligen Sinne Gottes! Amen.

P.S.: Fotos gibt’s alle im Link oben unterm Header.

1 Kommentar:

  1. Hallo Laura!
    vorab ein kleines Dankeschön für den Blog und damit verbundene Möglichkeit der Teilnahme an Eurer Reise - es war eine großartige Idee von Deiner Mutter, Dich dazu zu verleiten und die Bauchpinseleien waren berechtigt!! ;-)
    Hiermit wollte ich Dir ein kleines Feedback geben und mitteilen, dass Deine Beiträge unter anderem auch in Altenburg gelesen und sehnsüchtigst erwartet werden - schreib' mal etwas über die anderen für den Verein vor Ort tätige Personen :-) :-)
    In Altenburg fiel gestern der erste Schnee und blieb auch über Nacht liegen - vielleicht hilft diese Neuigkeit, Afrika pur noch ein bißchen länger zu genießen ;-)
    Liebe Grüße aus Altenburg,
    Anna

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